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Textfeld: Antwort: Hier handelt es sich um das sog. „Uneinheitlichkeitsargument“, das aus mehreren Gründen nicht zutreffend ist: (1) Es wird übersehen, dass Österreich ein einheitliches Rechts-, Verwaltungs-, Gesundheits-, Sozial– und Schulsystem und ein eigenes politisches und soziales Leben hat. Gleichzeitig gibt es überregionale Zeitungen und Fernsehstationen, die für die Verbreitung von gemeinsamen Sprachmerkmalen sorgen. 
(2) Das Österreichische Deutsch ist eine nationale Varietät des Deutschen, das hessische, saarländische usw. ist eine Regionalvariante und daher nicht auf derselben Statusebene. 

Bezüglich des Lehrens von regionalen Varianten bin ich sehr dafür, dass im Erstsprachenunterricht auf die regionalen Varianten eingegangen wird und man die Kinder zuerst in ihrer gesprochenen Sprache schreiben lässt. Das stärkt das Selbstbewusstsein und fördert den Aufbau von Entsprechungsregeln zwischen geschriebener und gesprochener Sprache.Textfeld: (7) Gerade in Österreich mit seinen vielen Lokaldialekten blüht doch die Interpretation und Verfärbung des Deutschen. Da Festlegungen zu treffen, was österreichisch ist und was nicht, wird wohl schwer möglich sein. Vielleicht sollte man also die "österreichische", wie auch die "deutsche" , (und auch schweizer, hessische, friesische, saarländische, siebenbürgische, schwäbisch usw.) Ausdrucksform anerkennen und lehren.Textfeld: (6) Im Allgemeinen wirken Ihre Beispiele eher umgangssprachlich und stark ortsgebunden und nicht besonders literarisch oder zumindest wie "Schuldeutsch". Textfeld: Antwort: Dieser Eindruck kommt dadurch zustande, dass die stilistischen Normen in den einzelnen Ländern nicht gleich sind. Was in Österreich ganz normaler Standard ist, kann u.U. in Deutschland „umgangssprachlich“ usw. sein. Textfeld: (8) Nun gibt es ja außerdem den Duden und die neue deutsche Rechtschreibung, die auch für Österreicher gelten. Und die allgemeine Globalisierung wird wohl auch hier nicht stoppen, sondern lokale Eigenheiten nivellieren bzw. als solche erkennbar machen.Textfeld: Antwort: Sie haben völlig Recht! Die Nivellierung ist zweifelsohne gegeben und der Einfluss des Deutschländischen Deutsch in Österreich sehr groß. Die Quellen dafür sind das Fernsehen, die Medien und der Fremdenverkehr. Dies ist auch einer der Gründe, warum wir eine Sendereihe zum Österreichischen Deutsch gestaltet haben. Wir wollen die ÖsterreicherInnen auf diesen Einfluss aufmerksam machen und sie darüber zum Nachdenken anregen.Textfeld: (9) Vielleicht sollten wir nicht nach den Unterschieden in der Sprache suchen, sondern nach den Gemeinsamkeiten, so dass wir Deutschsprachigen uns auf der ganzen Welt verständigen können, etwa wie die Anglophonen. Sonst kann es uns passieren, dass mit der Zeit unsere schöne deutsche Sprache leider verenglischt wird und verschwindet.Textfeld: Antwort: Ein solcher Wunsch ist für jemanden, der aus Deutschland zuwandert völlig verständlich. Schließlich ist man in ein anderes Land ausgewandert und merkt, dass manche Vorstellungen, die man über die Sprache gehabt hat, nicht stimmen. Allerdings geht das Angleichen zwischen ungleichen Partnern immer zu Ungunsten des Schwächeren — in diesem Fall gegen das Österreichische Deutsch aus, weil es viel geringere Möglichkeiten der Kodifizierung und Durchsetzung hat. Man muss daher die Sprache im jeweiligen Land so nehmen, wie sie eben gerade verwendet wird. 
Um den Einfluss des Englischen braucht man sich keine allzu großen Sorgen machen - und schon gar nicht, dass das Deutsche verschwindet.Textfeld: Fortsetzung des Kommentars zu den Spracheinstellungen von SprecherInnen dominierender Nationen.